Aktuell sind zwei voluntarias vor Ort: Lea aus Donaueschingen, gerade frisch fertig mit dem Abitur, und Freya aus Dresden, eine staatlich anerkannte Erzieherin.
„Bevor wir hier ankamen, wussten wir noch nicht viel darüber, was uns in Nueva Cajamarca erwarten würde, aber schon die ersten Tage und Wochen sollten sich als sehr ereignisreich herausstellen.“
Die ersten Eindrücke von Freya
Nach einer 25-stündigen Fahrt kam ich am 19.08. im Busbahnhof von Nueva Cajamarca an. Von der Familie des Schulleiters wurde ich sehr freundlich empfangen. Augenblicklich wuchsen mir die vier Söhne der Familie ans Herz und ihre Mutter, Benita, bescherte mich hungrige Reisende mit sagenhaft leckerem peruanischen Essen.
Ich erfuhr sehr bald, dass das 5-jährige Jubiliäum der Grundschule bevorstand und das jenes mit einer Festwoche eingeleitet werden sollte. Diese Art von „Fiesta“ kennt man aus Deutschland nicht, jeden Tag gab es einen neuen großen Programmpunkt. In meiner Anfangszeit unterrichtete ich somit nicht gleich und war erstmal der „Voluntario für alles“. Von Montag bis Freitag gab es für die Kinder Wettbewerbe in verschiedenen Bereichen, wie Englisch, Mathematik, Kommunikation/Texte verfassen und im Experimentieren. In diesen Tagen lernte ich die peruanischen Kinder (und deren Familien) auf sehr lockere Art und Weise kennen.
Für die Väter fand schon bald ein Fußballturnier statt, die Mütter spielten Volleyball zusammen. Mein persönliches Highlight war der Festumzug durch Nueva Cajamarca, den die Schüler mit ihren selbstgebastelten Lampions begleiteten. Im Lichtermeer spazierten wir gemeinsam durch die Stadt.
Gerne essen die Einheimischen hier Chuleteada – Schweinekoteletts. Deshalb beschloss die Schule, diese im Rahmen der Festlichkeiten an einem Tag zu verkaufen. Im Vorfeld besorgten wir die unzähligen Fleischstücke auf dem Markt und ein paar Frauen aus dem Dorf servierten diese später mit Reis und Yuca. Abends gab es dann Livemusik und wer mochte, konnte das Tanzbein bis spät in die Nacht schwingen. Immer wieder ergaben sich für mich schöne Begegnungen mit den Kindern und deren Eltern.
Am Wochenende fand der große Tanzwettbewerb zwischen den Eltern statt. Dieser wurde durch die Kinder und deren Tänze, in entzückenden Kostümen, eingeleitet. Alle Teilnehmer tanzten zu peruanischer Volksmusik, in traditioneller Kleidung. Am Jubiläumstag gab es reichlich Torte und einige Piñatas, meine Aufgabe wurde es, jene zu zerschlagen und die Mädchen und Jungen freuten sich sehr über den Süßigkeitenregen.
Schon bald sollte Lea Nueva Cajamarca erreichen und die hiesigen Abenteuer vervollkommnen.
Die ersten Eindrücke von Lea
Als ich in Nueva Cajamarca ankam, war die Festwoche gerade vorbei, und der normale Schulalltag sollte wieder losgehen. Auch ich wurde bei meiner Ankunft hier herzlich empfangen, und nachdem mir alles gezeigt wurde, konnte ich nicht anders, als mich vom ersten Tag an wohl zu fühlen. Die Aufregung, die ich auf der langen Fahrt hierher noch gespürt hatte, hat sich augenblicklich in Luft aufgelöst als ich Wilmer mit seiner Frau Benita und ihre absolut liebenswerten Kinder kennenlernen durfte. Bei ihnen würden wir von nun an drei Mal am Tag unsere Mahlzeiten einnehmen, während wir zum Schlafen ein paar Häuser die Straße runter in einer Ein-Zimmer-Wohnung untergebracht sind.
Da der normale Unterricht nun wieder beginnen sollte, ging es auch für uns an meinem ersten Tag hier schon an die Arbeit, was mir sehr entgegen kam, denn ich war schon lange gespannt darauf, wie unsere Arbeit hier und der genaue Tagesablauf denn nun aussehen würden. Wilmer teilte uns den Stundenplan mit unseren Unterrichtszeiten aus, und Freya und ich entschieden uns dafür, alle Klassen zusammen zu unterrichten, was sich schnell als richtige Entscheidung herausstellte. Unser erster Tag als „profesoras de inglés“ war ein Mittwoch, an dem wir nur eine Klasse zu unterrichten hatten. Die restlichen Tage der Woche sind es drei Klassen mit jeweils anderthalb Stunden, insgesamt unterrichten wir alle Klassen der Schule vom Kindergarten bis zur Sechsten. Die Mittage und Wochenenden haben wir zu unserer freien Verfügung.
Die Unterrichtsvorbereitung stellte sich als einfacher als gedacht heraus, denn wir haben einerseits jegliche Freiheit bei der Unterrichtsgestaltung, und auf der anderen Seite gleichzeitig die Aufzeichnungen und Lehrpläne unserer Vorgänger als Hilfe. Im Allgemeinen hat sich nach den ersten Unterrichtsstunden meist schnell gezeigt, auf welchem Wissensstand sich die einzelnen Klassen bereits befanden, und der Unterricht ließ sich gut daran anpassen.
Natürlich ist es vor allem bei den größeren Klassen nicht immer ganz einfach, das Interesse der Kinder für den Englischunterricht zu wecken, und an manchen Tagen scheint es schwerzufallen, sich Gehör zu verschaffen. Doch je besser man die Kinder kennenlernt, und je mehr auch sie sich an an ihre neuen Lehrerinnen gewöhnen, desto öfter hat man das Gefühl, Erfolge verbuchen zu können, den Schülern wirklich etwas beizubringen und auch zu den „Schwierigsten“ und Schwächsten durchzudringen. Letztendlich merkt man den Kindern ihre Neugier auf die englische Sprache und ihre Motivation etwas zu lernen doch an, und dieses Gefühl macht das Ganze für beide Seiten zu einer Bereicherung.
Die Villa Para Todos – ein Fleckchen Erde für alle
Besonders schätzen wir die Grundschule als einen Ort der Begegnung. Die Kinder, Eltern und LehrerInnen führen einen sehr regen Kontakt miteinander, jeder scheint hier jeden zu kennen. Die Schulgemeinschaft umfasst hier alle Generationen, und gibt es mal ein Problem, so macht man sich füreinander stark. Das soziale Miteinander steht für die Menschen hier im Vordergrund, materielle Güter sind eher ein nebensächlicher Aspekt. Wir Beide wurden umgehend in diese Gemeinschaft aufgenommen. Schon bald erhielten wir von den Einheimischen Einladungen zu Ausflügen oder gemeinsamen Mahlzeiten. Egal ob auf der Straße oder im Stadtzentrum, immer wieder begegnen wir bekannten Gesichtern, die einem ein freundliches Lächeln schenken und es wird Halt gemacht für einen kleinen Plausch und das nicht selten ohne die Umarmung von einem Kind.
Die Kinder gehen hier gerne zur Schule, denn sie erleben hier ein abwechslungsreiches Programm, das ganz im Gegensatz zu einem tristen Schulalltag steht, wie man es doch öfter von anderen Einrichtungen mitbekommt. Es wird oft getanzt, Fußball gespielt und im Schulgarten gegärtnert. Die Villa befindet sich mitten im Grünen, abseits vom Lärm im Stadtzentrum.
Kürzlich sagte Wilmer jene berührende Worte zu uns: ihr seid jeder Zeit willkommen, unser Haus ist jetzt auch euer zu Hause. Es geht uns hier schlicht und ergreifend gut!